WM in Malmö: Zerstobene Hoffnungen

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Malmö. Toll gekämpft, aber am Ende sollte es doch nicht reichen. So war das Fazit der bayerischen Ju-Jutsuka bei der WM im schwedischen Malmö. Am Ende konnten sich „nur“ Annalena Bauer (Silber), Lukas Bombik (Bronze) sowie Sarah und Sabrina Gschoßmann (Bronze) über Edelmetall freuen.

Die Hoffnungen waren groß. Aus Bayern reisten elf Athleten im Bundeskader nach Malmö – und zehn hatten gute Aussichten auf Edelmetall. Chefbundestrainer Roland Köhler rechnete auf der Anreise mit ein bis drei Titeln für die bayerischen Ju-Jutsuka – am Ende wurden es eine Silber- und zwei Bronzemedaillen. Im Jahr eins nach den World Games ein achtbares Ergebnis, im Angesicht der Vorbereitung, den Ergebnissen bei den Paris Open 2018, der EM 2018 und der German Open 2018 aber doch im ersten Moment ernüchternd.

Fighting
Für den größten Erfolg sorgte Annalena Bauer (-70 kg). Sie zeigte nach ihrer Verletzungspause und ihrem Erfolg bei der German Open eine Wahnsinnsleistung und marschierte bis ins Finale. Dort traf sie auf die Französin Chloé Lalande. Der Fight war spannend und knapp. Beide wollten den Titel und mussten am Ende in die Verlängerung. Hier hatte die Französin dann leichte Vorteile und Annalena musste sich ganz knapp geschlagen.

Lukas Bombik (-94 kg) holte das zweite Edelmetall nach Bayern. Er zeigte eine super Leistung, wurde aber im Halbfinale Opfer einer Fehlentscheidung. Der Kampfrichter übersah einen klaren Grip & Punch. Der Gegner nutzte das, holte sich gegen den verdutzen Lukas gleich noch den Ippon im Part 2 und 3 und damit das Full House. Am Ende blieb für Lukas, obwohl er seine Kämpfe sonst souverän gewonnen hatte, „nur“ Rang 3 und damit Bronze.

Andreas Knebel (-77 kg) konnte seine Leistung nicht mit dem Treppchen belohnen. Er kämpfte sich taktisch überragend bis ins Halbfinale vor. In einem spannenden Kampf musste er sich durch die Unterbewertung geschlagen geben und verlor dann ebenso knapp den Kampf um Platz 3. So landete Andi am Ende auf Platz 5.

Einen schwarzen Tag erwischte auch Franziska Freudenberger (-62 kg). Nach dem Erfolg im Auftaktkampf traf sie auf ihre Teamkollegin Lilian Weiken, die an diesem Tag mit ihren Atemitechniken die Oberhand behielt. So landete Franziska auf Platz 7. 

Duo
Bei den bayerischen Duoka musste das Team – etwas überraschend – bis zum Schlusstag auf das Edelmetall warten. Das holten Sarah und Sabrina Gschoßmann aus Burgkirchen in der Klasse Duo Show women. In ihrem ersten Duell mussten sie gegen ihre Teamkolleginnen Jasmin und Tanja Ittensohn antreten. Beide Paare zeigten sehr interessante, anspruchsvolle und gleichzeitig sehr sympathische Shows mit coolen Duo-Wettkampfeinlagen und mit Unterstützung von Hilfsmitteln wie z.B. eines Kinderpferdes. Sarah und Sabrina hatten sogar extra ihr Aussehen nach dem Vorbild der Pipi Langsturm angepasst – zogen am Ende aber mit einem Punkt Unterschied den Kürzeren. Das kleine Finale und damit Bronze holten sich Sarah und Sabrina gegen Polen deutlich mit zwei Punkten Vorsprung.

Tags zuvor erlebten Ian Butler und Felix Paszkiewicz (SV Niederroth) in der Klasse Duo men einen bitteren Tag. Nach dem Auftakterfolg über das starke Duo Paar aus Italien und anschließend über Thailand ging es im Halbfinale gegen Montenegro. 0,5 Punkte fehlten Felix und Ian am Schluss – und sie konnten nur noch auf Bronze hoffen. Hier trafen sie erneut auf die Italiener. Nach der A-Serie lagen beide Paare mit 22 Punkten gleichauf. Die B-Serie ging an Italien. Sie lagen nach der Entscheidung der Punkterichter mit 43,0 zu 44,5 vorne. In der C-Serie zogen Felix und Ian alle Register, holten einen Punkt auf. Am Ende mussten sie sich erneut um 0,5 Punkte geschlagen geben. Ein guter fünfter Platz, über den sich Felix und Ian jedoch nicht freuen konnten. Die Medaille war zwei Mal zum Greifen nah. 

Noch bitterer lief es für die Titel-Favoriten Julia Paszkiewicz und Johannes Tourbeslis (SV Niederroth) in der Klasse Duo mixed. Im ersten Wettkampf trafen sie auf Belgien 1. Nach der A-Serie lagen Julia und Johannes 0,5 Punkte vorne. Nach der B-Serie waren sie 0,5 Punkte hinten. In der C-Serie zogen Julia und Johannes alle Register und zeigten eine tolle Leistung, doch die Punktrichter entschieden zugunsten der Belgier, die mit einem Punkt Vorsprung gewannen. In der Trostrunde gewannen Julia und Johannes souverän gegen Thailand und Frankreich. Im Kampf um den Einzug in das kleine Finale trafen sie auf Belgien 2. Auch hier zeigten Julia und Johannes eine super Leistung; die Punktrichter entschieden sich aber für Belgien. Und so landeten Julia und Johannes nach einem erfolgreichen Jahr und einem guten Wettkampf auf dem siebten Platz.

BJJ
Für Landestrainer Christian Straubinger (-69 kg) war es sein letztes Turnier im Bundeskader. In seinem ersten Kampf gegen UAE lag er 0:4 hinten. Doch Christian gab nicht auf und konnte in letzter Sekunde aufholen: Mit Guard Pass und Knee on Belly holte er fünf Punkte und gewann. Der nächste Kampf war gegen einen sehr starken Südkoreaner, der klar dominierte und gewann. In der Trostrunde ging es gegen einen Kanadier. Christian lag nach einem guten Angriff seines Gegners 0:2 hinten, konnte zwischenzeitlich noch ausgleichen, musste dann aber den Fight mit 2:4 abgeben.

Christian war insgesamt zufrieden: „Mir war klar, dass ich nicht an die Weltspitze heranreichen kann. Mein Ziel war es, zumindest einen Kampf zu gewinnen, und gegen jeden Gegner alles aus mir herauszuholen. Für mich ist es ein guter Abschied aus der Nationalmannschaft.“

Teamwettkampf
Leider wurde es auch im Teamwettkampf – hier kämpfen die Nationen in den Kategorien Fighting, Duo und Newaza in elf Fights (Männer und Frauen in verschiedenen Gewichtsklassen)  gegeneinander - nichts mit der ersehnten Medaille für das deutsche Team, das eine äußerst schwere Gruppe erwischt hatte: immerhin trafen hier die drei stärksten Teams aufeinander.

In der ersten Runde warteten gleich die Franzosen, die sich am Ende mit nur einem Punkt Vorsprung behaupteten und sich später den WM-Titel holten. In der zweiten Runde traf Deutschland auf Russland – und musste sich auch hier geschlagen geben. Am Ende blieb auch hier nur Rang 5, aber für die bayerischen Ju-Jutsuka war es eine gewisse Genugtuung. Sie konnten in ihren Kämpfen ihre Klasse wieder unter Beweis stellen und die WM noch versöhnlich beschließen.

Jahresbilanz 2018: Bayerische Ju-Jutsuka gehören zur Weltspitze
Und so blieb am Schluss des Wettkampfjahres 2018 die Erkenntnis, dass die bayerischen Ju-Jutsuka zur Weltspitze gehören. Die Gesamtbilanz 2018 mit den vielen internationalen Erfolgen kann sich sehen lassen und bestätigt dies. So gesehen war die WM – bei der auch Pech, Kampfrichter und Tagesform eine Rolle spielten – eine Momentaufnahme, die über das grundsätzliche Leistungsvermögen nicht hinwegtäuschen darf. Ein Leistungsvermögen, das Hoffnung für das Wettkampfjahr 2019 macht.

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Jörg Eschenfelder (Bericht und Fotos) / Mitarbeit: Adam Paskiewicz