Vom 24. bis 26.10.2023 blickte die Ju-Jutsu-Welt auf Saudi-Arabien, wo bei den Combat Games mehr als 2.500 Sportler aus 80 Ländern in der Hauptstadt Riad zusammenkommen, um sich in 16 unterschiedlichen Kampfsportarten zu messen.
Aikido, Armdrücken, Boxen, Fechten, Judo, Ju-Jutsu, Karate, Kendo, Kickboxen, Muay Thai, Sambo, Savate, Sumo, Taekwondo, Ringen und Wushu, unter anderem die jeweils acht besten Ju-Jutsukas der Welt in ihren jeweiligen Gewichtsklassen. Unter ihnen die beiden Landestrainer vom JJVB Anja Guercke (Fighting Women +70kg) und Lukas Bombik (Fighting Men -94kg).
Anja Guercke, ihres Zeichens amtierende Vize-Weltmeisterin und in der Setzliste auf Nummer 1 profitierte von ihren starken Leistungen der letzten Jahre und hatte dadurch im ersten Kampf direkt ein Freilos. Ihre Gegnerin war dann im Halbfinale die Thailänderin Chansri. Nach einem guten Start in den Kampf im ersten Part, den ersten Punkten für Anja und einer Bestrafung für Chansri kam der Übergang im Part 2. Hier war die Deutsche von Anfang an dominant und stellte ihre Gegnerin stark passiv. Nach der nächsten Strafe für diese wendete sich das Blatt jedoch und eine Unachtsamkeit von Anja wurde mit einem Ippon-Wurf durch die Thailänderin bestraft. Nach dieser Aktion wurde der Kampf dann hinten raus immer taktischer geführt und Anja musste sich nach einer Passivitäts-Bestrafung kurz vor Schluss dann in der Unterbewertung geschlagen geben. Eine bittere Niederlage nach gutem Beginn. Im Anschluss stand die deutsche Bundeskaderathletin in der Trostrunde gegen ihre österreichische Vereinskollegin Bianca Feichtlbauer um den Einzug um den Bronzekampf auf der Matte. Hier ließ Anja keinerlei Zweifel über den Ausgang aufkommen und konnte den Kampf mittels einer starken Part 1 Aktion, schöner Wurftechnik nach gefangenem Bein und anschließendem Halter innerhalb weniger als einer Minute für sich entscheiden. Der anschließende Bronze-Kampf war dann gegen ihre große Konkurrentin Nadina Biljanovic aus Kroatien. Und dieser Kampf wurde wie zu erwarten war extrem spannend. Die Punkte gingen hin und her, Anja arbeitet druckvoll und ließ partout nicht nach. Leider war die Kampfrichterleistung nicht so gut wie die der Athletinnen, was dann letztendlich das entscheidende Quäntchen war auf diesem hohen Niveau. Trotz vollem Einsatz konnte Anja das Blatt dann nicht mehr wenden und musste somit mit dem vierten Platz vorliebnehmen. Doch diese Leistung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, da es sich hier eben um die besten Athletinnen der Welt handelt! Herzlichen Glückwunsch!
Am selben Tag ging auch Lukas Bombik an den Start, ebenso Nummer 1 auf der Setzliste der Klasse -94kg. Nachdem ein russischer Athlet nicht teilnehmen durfte und der Franzose Perez nicht antreten durfte, gingen die sechs übrigen Athleten in einem Doppel-Pool System an den Start. Gleich im ersten Kampf war der taktisch hervorragend eingestellte Niederländer Karel Dingemanse der Gegner. Nachdem dieser punktetechnisch in Führung ging, war Bombik unter Druck, musste nachsetzen und machte dabei den Fehler und wurde infolge zweier Chuis disqualifiziert. Ein denkbar schlechter Start in den Jahreshöhepunkt. Aufgrund des Pool-Systems war aber noch nichts verloren und mit einem Sieg im zweiten Kampf gegen den Kongolesen Christophe Mputu wäre der zweite Platz im Pool und dadurch das Halbfinale gegen den Pool-Ersten aus dem anderen Pool möglich. Hierdurch motiviert startete der bayerische Landestrainer mit vollem Fokus und viel Druck. Ippons im Part 1 und Part 2 verschafften Lukas einen komfortablen Vorsprung, den er dann auch souverän über die Zeit brachte. Somit der zweite Platz im Pool und das Halbfinale gegen den amtierenden Weltmeister Mikkel Kailow aus Dänemark. Und der Kampf hielt was er versprach, war spannend und wurde mit viel Härte, aber stets fair, geführt. Der Bundeskaderathlet konnte sich einen Punktevorsprung von 3-4 Punkten im Part 1 sichern, diesen über die ganze Kampfzeit halten und ließ den Dänen auch nicht seine Stärken im Part 2 ausspielen. Zum Ende hin war es dann ein 15:12 Sieg für Bombik, welcher somit das Finale erreichte und ihm die Möglichkeit zur Wiedergutmachung gegen den Niederländer Dingemanse gab. Lukas startete gänzlich anders in den Kampf um Gold, nun mit der richtigen Distanz und wacher in allen Parts. Schnell konnte er sich einen deutlichen Punktevorsprung im Part 1 sichern, zusätzlich mit guten Übergangswürfen punkten und dann nach der halben Kampfzeit auf einen Wurf-Ippon folgend mit einer Haltetechnik den vorzeitigen Full-Ippon Sieg sichern. Somit die Goldmedaille und nach dem WM-Titel (2021 & 2022) und dem EM-Titel (2022) der letzte große mögliche internationale Titel für Bombik, dessen Gewichtsklasse bei den World-Games nicht antreten darf. Eine starke Leistung!
Für die Leistungssportler des DJJV haben die World Combat Games einen sehr hohen Stellenwert, da das Turnier nicht im jährlichen Zyklus stattfindet und in der Disziplin Ju-Jutsu nach zweijähriger Qualifikation nur die besten 8 Athleten der Welt teilnehmen dürfen. Insgesamt konnte das deutsche Team drei Gold- und eine Bronzemedaille holen und somit die beiden bayerischen Fighter einen erheblichen Anteil am erfolgreichen Abschneiden des DJJV beitragen konnten.
Peter Günther, JJVB; Text: Lukas Bombik; Fotos: Lukas Bombik, JJIF